Vom demokratischen Frieden bis zum Regimewechsel: Der Fall der amerikanischen Intervention im Irak
« If we go back 100 years and look through the newspapers, we see what arguments the colonial powers of that time advanced to justify their expansion into Africa and Asia (…) They cited arguments such as playing a civilizing role, the particular role of the white man, the need to civilize ‘primitive peoples.’ If we replace the term ‘civilizing role’ with ‘democratization,’ then we can transpose practically word for word what the newspapers were writing 100 years ago to today’s world and the arguments we hear from some of our colleagues on issues such as democratization and the need to ensure democratic freedoms.”[1]
Die aktuelle Schlacht um Mossul und im Wesentlichen Auftauchen in den Medien des Islamischen Staates (Daesch) scheint der absoluter Gegner des Westens, der grausame Taten und vielfache Anschläge begeht, der der Mittlere-Osten mit Krieg überzieht und, dass man um jeden Preis dagegen kämpfen muss, zu sein. Ursprünglich dieser ewigen Kriegssituation und dieses Chaos in welchen hat die Zivilbevölkerung untergegangen, gibt es natürlich die amerikanische Intervention der Frühling 2003. Diejenige wurde von den Sunniten die Ausgestoßenen des irakischen politischen Spieles machen, und wurde nachher ein Trümmerfeld hinterlassen. Ich werde in diesem Erklärungsansatz versuchen, die amerikanische Betrachtungsweise des Mittleren Ostens und die Rolle, die die Theorie des demokratischen Friedens im Rahmen der Förderung der Demokratie im Ausland dabei spielt, zu verstehen.
1. Von der Theorie des demokratischen Friedens
Die Grundlagen der Theorie
Die Democratic Peace Theory hat wichtige Grundlagen der internationalen Beziehungen ans Licht gebracht. Sie behauptet, dass demokratische Staaten sich untereinander anders verhalten, als nicht-demokratischen Staaten gegenüber. Diese Theorie hat eine wichtige Rolle in der Geschichte der internationalen Beziehungen gespielt. Für Christopher Layne « strictly speaking, the claim that democracies do not fight democracies is a proposition, or hypothesis, rather than a theory ». Die DPT[2] schlägt eine kausale Beziehung zwischen unabhängigen Variablen (demokratische politische Strukturen) und einer abhängigen Variablen (die behauptete Abwesenheit von Kriegen zwischen demokratischen Staaten) vor. Sie ist nach Christopher Layne jedoch keine Theorie, weil die kausale Beziehung zwischen abhängigen und unabhängigen Variablen weder bewiesen noch hinlänglich erklärt ist[3].
Realisten und Neorealisten behaupten, dass Frieden eher eine Unterbrechung des Krieges ist und dass Misstrauen irgendeines Staates das gegenseitige Vertrauen und die Verpflichtungen zwischen den Nationen untergräbt[4].
Nach den Theoretikern des demokratischen Friedens gibt es zwei Bestandteile der theoretisch-kausalen Logik. Einige führen die Abwesenheit von Kriegen zwischen Demokratien auf institutionelle Beschränkungen (Wirkungen der öffentlichen Meinung (z.B. : checks and balances oder Gewaltenteilung) im Rahmen der jeweiligen demokratischen politischen Strukturen zurück. Andere behaupten, dass die Gründe der Abwesenheit von Kriegen zwischen demokratischen Staaten ihre gemeinsamen Normen und Kultur sind.
Michael Doyle, dessen These auf die kantische Theorie gegründet ist, erklärt, dass die demokratischen Regierungen nur ungern Krieg führen, weil sie versuchen müssen, ihre Bürger zufrieden zu stellen (die Bürger bezahlen nämlich mit ihrem Blut und mit Steuern « treasure »). Außerdem regt Doyles Theorie an, dass die Staaten mit institutionellen Beschränkungen (wie zum Beispiel die check and balances in die USA) weniger dazu neigen Krieg zu führen. Er stellt genauer dar : « States with executives anwerable to a selection body, with institutionalized political competition, and with decisionmaking responsibility spread among multiple institutions or individuals, should be more highly constrained and hence less likely to go to war »[5].
Nach den Democratic Peace Theoritikern vermutet jeder demokratische Staat, dass andere Demokratien auch friedliche Methoden zu stimmen, um den politische Wettstreit zu regulieren und Streitigkeiten beizulegen. Sie vermuten deshalb, dass die anderen diese Normen auf äußere Beziehungen mit anderen internationalen Akteuren anwenden werden. Für sie sind Beziehungen zwischen demokratischen Staaten auf gegenseitigen Respekt gegründet. [6]
« When a democracy comes into conflict with a nondemocracy, it will not expect the nondemocratic state to be restrained by those norms [of mutual respect based on democratic culture] »[7], und der nicht-demokratische Staat wird gezwungen sein, sich an diese strenge Normen von internationalem Verhalten anzupassen.
Begriffsbestimmungen
Demokratie und Krieg. Muss darauf hingewiesen werden, dass was man unter Demokratie und Krieg versteht, soll relativiert werden. Das Argument des demokratischen Friedens ist selbst nicht gegen Kritik immun. Vor allem gibt es keine einzige Begriffsbestimmung der Demokratie (z.B. allgemeines Wahlrecht, Presse- und Meinungsfreiheit, Menschenrechte usw.), es ist also schwierig dieses Argument anzuführen, und ein Regime mehr oder weniger demokratisch/autoritär in Kategorien zu ordnen. Man kann zweitens darstellen, dass es auch keinen Konsens zur Beschreibung des Krieges. Die Theorie bringt nur die Grundlage vor, dass die Demokratien keinen Krieg gegeneinander führen. Drittens wurden die Demokratie sehr selten in der Geschichte existiert und wurde das Argument des demokratischen Friedens wegen der geografischen Verteilung keinen Sinn machen. Es ist erst nach dem zweiten Weltkrieg, dass die Zahl der Demokratien gestiegen ist. Nach vielen Autoren sind Sicherheitsbedenken wichtiger als der Regimetyp um das Argument des demokratischen Friedens zu erklären.
Begriffsbestimmung der Demokratisierung. Die Demokratisierung im Ausland kann unter verschiedenen Strategien (zwei) verstanden sein. Falls die Demokratie als Strukturen der Wahlen, Gewaltenteilung, checks and balances verstanden würde, wird die Demokratisierung der Herstellung dieser Strukturen bedeuten. Falls die Demokratie, die Kultur und die ethischen Grundsätze beim Schaffen einer Zivilgemeinschaft bedeutet würden, wird die Demokratisierung der Aufbau dieser Gemeinschaft enthalten. Es wird auch die Sozialisierung und die Verbreitung gemeinsamer demokratischer Werte bedeuten (auf kollektiver oder individueller Ebene). Die These des demokratischen Friedens deutet an, dass die Demokratisierung der Gefahr des Krieges (auch des Bürgerkrieges) verhindern würde. Dies war leider im Fall der US-Intervention nicht erfolgreich.
2. Bis zu der US- amerikanischen Auffassung des Regimewechsels und der Rechtfertigung der Einmischung
« The United States real motives for attacking Iraq may have been complex, but ‚regime change’ – the replacement of Saddam Hussein’s gruesome tyranny with a democracy- was central to Washington’s rhetoric by the time it began bombing Baghdad in March 2003 »[8]
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Während der Frühling 2003 wurde die „Operation Iraqi Freedom“ der Anfang des Irakkrieges durch die völkerrechtswidrige Militärinvasion der USA (unter anderem) gemacht werden. Das Hauptargument des Präsident Bush, war, dass Irak eine Bedrohung für die USA und Israel ist, in erster Linie, weil er Massenvernichtungswaffen entwickelte und Terrorismus unterstützte. |
Aus diesem Grund sah die Demokratisierung des Iraks als eine Priorität aus. Der Theoretiker Owen behauptet: “ no other president has so explicitly tied his foreign policy to the work of social science, then has Bush specifically to Democratic Peace theory“. [9] Die Theorie, die aus der Arbeit des Philosoph Immanuel Kant Im 18en Jahrhundert entstanden wurde und der mehrmals durch Forscher im Bereich der internationalen Beziehungen in den sechziger und achtziger Jahren neu definiert wurde. Diese Terminologie wurde auch von den US-Präsidenten H.W. Bush und Bill Clinton[10] benutzt sein, um sich für die Förderung der Demokratisierung anderer Staaten (z.B. für die kommunistischen Staaten oder in Haiti) einzusetzen[11]. Nach Alexandra Hoop Scheffer, hatte die US Intervention im Irak keinen erwarteten Dominoeffekt im Nahen-Osten, d.h es gab keine Aufeinanderfolge von regime change für die vollständige Demokratisierung der Region[12]. Der Irak hat in Tatsache eher eine Auswechselung des Regimes als einen Regimewechsel erlebt. Die jüngere Demokratie Irak konnte also nicht als Vorbild für die Maschrek- und Maghreb-Staaten dienen.
« From a liberal perspective, the 9/11 attacks, perpetrated by nationals of nondemocratic countries in the Middle East, although not Iraq, provided a new and compelling incentive for the U.S. to use its power to foster democracy, with the expectation of a positive spillover effect through the region. »[13]
Die Intervention im Irak vermutete, dass die USA eine Regierung umstürzen können und aus der neuen Form von Macht die Menschen des ehemaligen Regimes ausschließen können. Der G.W Bush Präsident hatte das im April 2003 auf seine Weise formuliert: «We are redefining war on our terms. In this new era of warfare, we can target a regime, not a nation»[14]. Die neokonservativen Amerikaner dachten, dass sie « neue » Akteure durchsetzen sollen, um rechtmäßig auszusehen. Laut Alexandra de Hoop Scheffer gab es im diesen Fall eine Diskrepanz zwischen dem neuen Regime und der Zivilgesellschaft. Die politische Legitimität damals nimmt an, dass den Akteuren sich in der Geschichte, den Traditionen und in dem Sozialgefüge festgesetzt sind. Nach der Autorin hat das Auftauchen des politischen Systems durch eine ausländische Intervention die nation bulding (Nationsbildung), sowie die öffentliche Debatte und die soziale Beteiligung an dem politischen Prozess, unterhöhlt[15]. Robert Fishman erinnert uns, dass die Regierung ändern können ohne dass das bestehende Regime ändert. Der Umsturz einer autoritären Regierung bedeutet also nicht systematisch einen Übergang zur Demokratisierung. Alexandra de Hoop Scheffer fragt sich, ob es eigentlich eine Demokratisierung des Iraks oder eine „Irakisierung“ der Demokratie war[16]. Nach ihrer Meinung war es eher den zweiten Vorschlag. Sie erklärt, dass die amerikanische Intervention auf einer Konvergenzthese gegründet war, welche behauptete, dass die Interessen und Werten im Irak durch die Einführung eines neuen Regimes miteinander überstimmen würden. Robert Fishman[17] fasst in Begriffe das politische Regime als etwas, das die Beziehung zwischen den Machthabern, der Gesellschaft und jene, die aus der Macht ausgeschlossen sind, umfasst. Ein Regime ist die formelle und informelle Organisation des politischen Machtzentrums. In Fortführung dieses Ansatzes erklärt Alexandra de Hoop Scheffer genauer, dass die Rekonfiguration der politischen Macht durch eine ausländische Kraft eine Diskrepanz zwischen den ehemaligen und neuen Eliten bereitet[18]. Dies ist die Quelle der Spannungen, die an dem politischen Übergang gebunden sind. Wie gesagt worden ist, vermutet die Theorie des demokratischen Friedens, dass die Demokratie in einem Staat durch die Institutionen, Normen und die Kultur definiert wurde. Es sieht hier eher wie der Begriff von Regime als der Begriff von Regierung aus. Nach der These von Mansfield und Snyder[19], die in 1995 veröffentlicht wurde, würden ebenfalls die Staaten, die im Übergang zur Demokratie sind, noch mehr zu dem Krieg neigen als die autoritären Regimes. Die Autoren behaupten also, dass die Staaten wo demokratischen Institutionen sich entwickeln besonders kriegerisch sind.
Die amerikanische Intervention hat nicht die erwartete These der hegemonialen Stabilität bekräftigt, sondern sie hat ganz im Gegenteil die hegemoniale Destabilisierung veranschaulicht. Beim gewaltsamen Herstellen von neuen Institutionen wurde das Mächtegleichgewicht[20] umgestoßen sein und ja sogar ein Sicherheitsdilemma hervorgebracht (d.h. diese neuen „demokratischen“ Institutionen haben eher ein Unsicherheitsgefühl bei den Nachbarstaaten als eine Schwärmerei verbreitet[21]). Samuel Huntington[22] kleidet es in Worte, er spricht über das Paradox der Demokratie. Es bedeutet, dass eine prodemokratische Intervention vorteilhafte Rolle für die anderen (feindlichen) Seiten spielen kann, und zwar besonders im Fall des Nahen Ostens wo die Feindschaft erreicht ihren Höhepunkt.
Weshalb wurde der Irak als Zielscheibe genommen und keine potentielle drohende Diktatur?
John M. Owen behauptet, dass selbst die Theorie des demokratischen Krieges nicht notwendig für die Anwendung der Gewalt zur „Verwandlung“ eines autoritären Regimes in Demokratie abschätze. Er schreibt: « The White House got its science wrong, or at least no completely right : the democratic peace theory does not dictate the United States can or should remake Iraq into a democracy »[23].
Das Argument der Theorie « Demokratien führen sehr selten Krieg gegeneinander » hat nach Owen, keine praktischen Auswirkungen für den ausländischen policymakers[24]. Die Voraussetzung um die US-Intervention zu rechtfertigen sah eher wie « The United States can make Iraq into a democracy at an acceptable cost » aus. [25] Christophe Hobson stützt dieses Argument ab, dank dem Zusammenhang mit dem demokratischen Frieden, könnte die Bush-Administration dieser Begriff als zentrale Rechtsfertigung in der « Freiheit-Agenda » benutzen.
« [It] manifested itself most explicitly in the coercive democratization of Iraq. Rather than being a ‘force for peace’, Democratic Peace scholarship became implicated in a deeply divisive and costly war. » [26]
Die Durchsetzung einer Regierung, die aus den Grundlagen des demokratischen Friedens gegründet ist, kann im Endeffekt doch zum Krieg führen und dies hat nichts zu tun mit der Demokratie.
3. Theoretische Erklärungen der amerikanischen Intervention
In seinem Artikel stellt Daniel Lieberfeld verschiedene theoretische Strömungen der internationalen Beziehungen dar, die sich mit der amerikanischen Intervention im Irak beschäftigen. Er versucht zu verstehen wie diese Theorien die US-Entscheidung zur Intervention im Irak erklären. Aus Gründen der Relevanz, werde ich mich nur auf den realistischen und liberalistischen Erklärungen (Realismus und Liberalismus) konzentrieren.
REALISMUS: Die Realpolitik und das Sicherheitsdilemma
„Realism suggests that leaders may initiate wars if they perceive their country’s hegemonic status to be at risk”[27].
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Unter dem realistischen Gesichtspunkt ist die Entscheidungen der Regierungen oder Staaten Krieg zu führen eine ständige Suche nach Macht und Sicherheit, in einem internationalen Umfeld, wo jeden Staat befürchtet die derzeitige oder potentielle Bedrohung/Gefahr der anderen Staaten. Das internationale Verhalten spiegelt also die Zwänge wider, wozu (worunter?) die Staaten ausgeübt sind.
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Die Bush-Administration wurde eindeutig über dieses Ziel von globaler Hegemonie – sie begehrte eine so vollständig Macht, dass niemand es herausfordern könnte.
In seiner West Point Rede, verkündete Bush:
« America has and intends to keep military strengths beyond challenge. Thereby making the destabilizing arm races of other eras pointless and limiting rivalries to trade and other pursuits of peace »[28]
Der US-Wille die Baath-Partei bzw. Saddam Hussein zu abbrechen, kann als Bekundung der USA ihrer Reputationsmacht und ihrer symbolischen Macht verstanden sein[29], besonders nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Außerdem hatte Bush verkündet, dass der Regimewechsel im Irak eine Priorität der USA war. Die USA wäre schwach gelitten sein, falls sie einen Kompromiss zustimmten, der das Baath-Regime intakt erhielten.
Der realistische Gesichtspunkt bringt ans Licht die geostrategische Lokalisierung des Iraks, als die Ölreserven im Interesse der USA sind. Nach dem realistischen Ausblick ist das zweite Angriffsmotiv zum Umsturz des irakischen Regimes die Erhöhung der Sicherheit Israels als wichtigster Verbündete der USA in der Region. Raymond Tanter, Mitglied des US-NSC verkündete « the road to Jerusalem goes through Bagdad »[30]. Dies vermutet, dass der Kontrollverlust im Irak die Militärmacht der Palästinenser verringern würde und ein Treffen einer annehmbaren Einigung für Israel ermöglichen würde.
Die Präsenz der USA im Irak sowie in Afghanistan durfte ebenfalls einen Druck auf dem Nuklearprogramm des Irans ausüben und ja sogar einen Regimewechsel in Teheran beeinflussen.
Der realistische Ausblick erklärt, dass die USA immer ihre militärischen Interventionen rechtfertigen wird, falls Staaten eine Gefahr (durch die Entwicklung oder den Einsatz von Atomwaffen) für die (nationale und internationale) Sicherheit und das hegemoniale Statut der USA wäre. Diese Staaten werden nach dieser Theorie immer gezielt als eine rationelle und notwendige Antworte, die die Versicherung der US-Sicherheit ermöglichte[31].
Liberalismus: Die Forderung der Demokratie und die internationale Sicherheit
“Liberalism suggests that leaders may also initiate wars to promote democracy if they consider this essential to the national interest and international order”.[32] | Nach den liberalen Theorien sind die Kriegsentscheidungen der Staaten getroffen, wenn die Regierungen besonders durch das Völkerrecht beeinflußt sind. Die Sicherheit und der Wohlstand (im Sinn der Friedenszeit) kommen auf die Verbreitung der Demokratie und des Handels sowie auf die Konfliktregelung der internationalen Beziehungen an. |
Der Idealismus von Kant oder von Wilson sind beide auf die Idee, dass je mehr gibt es Demokratie, desto mehr gibt es Frieden gegründet. Diese Strömung (sehr nah der Grundsätze des demokratischen Friedens oder des liberalen Friedens) behauptet auch, dass die Demokratien keine Kriege gegeneinander führen. Deshalb versichert die Förderung der Demokratie und der Menschenrechte die nationale Sicherheit der USA und der anderen demokratischen Staaten. Obwohl die Demokratien sehr selten Kriege gegeneinander führen, würde es viel wahrscheinlicher mit den nicht-demokratischen Staaten. Der Grund hierfür ist die mangelnde Transparenz und amtlichen Überwachungspflicht (oder governmental checks). Die Demokratien gehen in Führung beim Angreifen ihre Gegner in erster Linie. Es ist noch mehr wahr im irakischen Fall, weil er das Vorbild eines solchen Präventivkrieges ist, der sich durch das Gefühl der Bedrohung rechtfertigen kann. Nach Bruce Russett sind die Demokratien angriffslustig wegen der Vorausnahme der Diktaturen[33]. Die Entscheidung der Bush-Administration über den irakischen Eingriff könnte als Angst eines Einsatzes von Atomwaffen gegen die USA verstanden werden.
Die liberalen und die realistischen Theorien stimmen also fast überein. Eine relevante Frage der liberalen Theorie über die Entscheidung des Iraks-Eingriffs wäre auch: Hätten die USA ins Land eingefallen, wenn der Irak eine Demokratie gewesen war? Nach Lieberfeld ist die Antworte Nein. Der Unterschied zwischen den Regimes sieht so aus, dass es eine zulassende Ursache des Krieges ist. Zur Frage « Weshalb der Irak ? » (oder « Weshalb der Irak und keine andere potentielle drohende Diktatur?) bietet Lieberfeld seine Meinung :
« Yet liberal motives, and the administration’s conversion to universal principles of freedom and democracy, do not explain either the targeting of Iraq in particular, rather than another of the region’s anti-democratic regimes, of key administration members’ pre-9/11 advocacy of regime change in Baghdad. (…) It is possible, however that decisionmakers were genuinely motiveated by liberal goals, whose achievement they believed justified the use of illiberal means ». [34]
Die liberale Theorie kann nur teilweise der militärischen Regimewechsel gegen die Diktaturen, die Massenvernichtungswaffen besitzen, erklären. Die Erklärungen scheinen außerdem vergleichbar mit derjenigen der realistischen Theorien.
Obwohl die realistischen und liberalen Theorien Hilfsmittel zum besseren Verständnis der US-amerikanische Intervention im Irak bieten, schlägt nach Lieberfeld die neokonservative Denkweise vor, neue Erklärungen zur Erfordernisse der USA ihre Hegemonialinteressen zu schützen (identifiziert durch Realismus) und zu ihres unstillbaren Verlangens die Diktaturen umzustürzen und die Demokratie zu fördern (identifiziert zu Liberalismus). [35] Nach Lieberfeld ignoriert ebenfalls die Bush-Administration die eigenen Widersprüche ihrer Machenschaften beim Fördern der Demokratie, beim Anwenden ausländische militärische Militärbasen oder beim Bilden Partnerschaft mit anti-demokratischen Staaten (z.B. Allianzen mit Ägypten, Saudi-Arabien oder Pakistan im Rahmen des « US-Krieges gegen den Terror»), um Hegemonie zu erreichen. Daher nimmt die US-liberalen Zwecke zum Vorwand und verwendet realistische Mittel dafür.
SCHLUSS
Bezüglich der Förderung der Demokratie und des Einsatzes von militärischer Gewalt in der Zukunft sind die Lehren gleichzeitig politisch und philosophisch. Die militärische Intervention hat die Debatte über die Demokratisierung in der arabischen Welt blockiert. Der Irak hat den Wunsch nach Demokratie weiterhin nicht aufgegeben. Wegen der Diskrepanz zwischen dem abstrakten demokratischen Modell, das durch die USA gefördert wurde, und den universellen demokratischen Werten, die die Protestbewegungen in der arabischen Welt gefordert haben (besonders im Jahr 2011), haben die Zivilgesellschaften schrittweise die US-Politik und das Konzept der Demokratie voneinander getrennt. Anstatt die Freiheit als Alternative zur Gewaltherrschaft zu fördern, ist der Irak zu einem Gegenmodell von Demokratie im Mittleren Osten geworden. Die Hoffnung der Bush-Administration, dass der gewaltsame Eingriff im Irak einen Dominoeffekt in der Region erzeugen würde, wurde sehr kritisiert mit dem Argument, dass die Demokratie nicht gleichzeitig als Faktor des Friedens und als Begründung einer militärischen Intervention dienen kann. Die erwarteten Effekte wurden nicht erreicht und die militärische Einmischung in den politischen und Verfassungsprozess führte letztendlich nicht dazu, dass die irakische Bevölkerung sich ihre politische Zukunft (nach Saddam Hussein) wieder aneignen konnten.
Laure Badi-Dubois
[1] Worte von Vladimir Putin, in Steven Lee Myers / Andrew E. Kramer, « Groups of 8 talks, like so much these days, are all about energy : Russia’s gad and oil », New York Times, 12 juil. 2006.
[2] Democratic Peace Theory
[3] Layne, Christopher. « Kant or Cant : The Myth of the Democratic Peace ». International Security, 19.2 (1994): p.5.
[4] Pazienza, Toni A. Challenging the Democratic Peace Theory : The Role of the U.S.-China Relationship. University of South Florida, 2014.
[5] Doyle, Michael W. “Three Pillars of the Liberal Peace.” The American Political Science Review, vol. 99, no. 3, 2005, pp. 463–466.
[6] Kant or Cant : The Myth of the Democratic Peace, Christopher Layne
[7] Russett, Bruce M. Grasping the Democratic Peace: Principles for a Post-cold War World. Princeton, NJ: Princeton Univ. Press, 1993. p. 33.
[8] Owen, John M. Iraq and the Democratic Peace: Who Says Democracies Don’t Fight? Foreign Affairs, 1 November 2005, Vol.84(6), p. 132.
[9] Ibid.
[10] Bill Clinton verkündete in seiner Rede zur Lage der Union (1994) : « Ultimately the best strategy to ensure our security and to build a durable peace is to support the advance of democracy elsewhere »
[11] Owen, John M. Iraq and the Democratic Peace: Who Says Democracies Don’t Fight? Foreign Affairs, 1 November 2005, Vol.84(6), pp.122-127.
[12] De Hoop Scheffer Alexandra, « Les États-Unis en Irak : les errances du regime change », Politique étrangère, 3/2011 (Automne), p. 559-572.
[13] Lieberfeld, Daniel. « Theories Of Conflict And The Iraq War ». International Journal of Peace Studies, 10.2 (2005): p.7.
[14]Bush Congratulates Iraqis on « Historic Gathering » in Nasiriyah. Read more: http://iipdigital.usembassy.gov/st/english/texttrans/2003/04/20030416172213namfuaks0.1897852.html#ixzz4awaUV8Jj
[15] De Hoop Scheffer Alexandra, « Les États-Unis en Irak : les errances du regime change », Politique étrangère, 3/2011 (Automne), p. 559-572.
[16] ibid
[17] R. M. Fishman, « Rethinking State and Regime: Southern Europe’s Transition to Democracy », World Politics, vol. 42, n° 3, 1990, p. 422-440.
[18] De Hoop Scheffer Alexandra, « Les États-Unis en Irak : les errances du regime change », Politique étrangère, 3/2011 (Automne), p. 559-572.
[19] « Electing to Fight: Why Emerging Democracies Go to War By Edward D. Mansfield and Jack Snyder ». Political Science Quarterly, 121.4 (2006): 701 – 703.
[20] Begriff bezüglich der Theorie der internationalen Beziehungen, der ein zentrales Thema bei den neorealitischen Theoritiker ist.
[21] Dies ist eigentlich die Begriffbestimmung des Sicherheitsdilemmas.
[22]Huntington, Samuel P. « The Clash of Civilizations? » Foreign Affairs, 72.3 (1993): 22 – 49.
[23] Owen, John M. Iraq and the Democratic Peace: Who Says Democracies Don’t Fight? Foreign Affairs, 1 November 2005, Vol.84(6), p.123.
[24] Ibid. p.124.
[25] Ibid
[26] Hobson, C. « Roundtable: Between the Theory and Practice of Democratic Peace. Introduction », International Relations, 2011, Vol. 25, No 2, 147.
[27] Lieberfeld, Daniel. « Theories Of Conflict And The Iraq War ». International Journal of Peace Studies, 10.2 (2005): 1 – 21.
[28] The New York Times, June 1 , 2002, Text of Bush’s Speech at West Point. http://www.nytimes.com/2002/06/01/international/text-of-bushs-speech-at-west-point.html, besucht am 5. März 2017.
[29] Lieberfeld, Daniel. « Theories Of Conflict And The Iraq War ». International Journal of Peace Studies, 10.2 (2005): 1 – 21.
[30] Worte von Raymond Tanter, Mitglied des National Security Council von Ronald Reagan und Professor an der Universität Michigan http://www.rferl.org/a/1100098.html besucht am 10. März 2017.
[31] Lieberfeld, Daniel. « Theories Of Conflict And The Iraq War ». International Journal of Peace Studies, 10.2 (2005): 1 – 21.
[32] Lieberfeld, Daniel. « Theories Of Conflict And The Iraq War ». International Journal of Peace Studies, 10.2 (2005): 1 – 21.
[33] Russett, Bruce M. Grasping the Democratic Peace: Principles for a Post-cold War World. Princeton, NJ: Princeton Univ. Press, 1993.
[34] Lieberfeld, Daniel. « Theories Of Conflict And The Iraq War ». International Journal of Peace Studies, 10.2 (2005): p.7.
[35] Ibid.
Literaturverzeichnis
Zitierte Literatur:
De Hoop Scheffer Alexandra, « Les États-Unis en Irak : les errances du regime change », Politique étrangère, 3/2011 (Automne), p. 559-572.
Doyle, Michael W. “Three Pillars of the Liberal Peace.” The American Political Science Review, vol. 99, no. 3, 2005, pp. 463–466.
Fishman, Robert, M. « Rethinking State and Regime: Southern Europe’s Transition to Democracy », World Politics, vol. 42, n° 3, 1990, p. 422-440.
Huntington, Samuel P. « The Clash of Civilizations? » Foreign Affairs, 72.3 (1993): 22 – 49.
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Pazienza, Toni A. Challenging the Democratic Peace Theory: The Role of the U.S.-China Relationship. University of South Florida, 2014.
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Weiterführende Literatur:
Ackerman Peter & Glennon Michael J. Promotion de la démocratie, interventionnisme et changement de régime. AFRI Volume VIII. 2007.
Benraad, Myriam. Irak, la revanche de l’histoire : de l’occupation étrangère à l’Etat islamique. Paris : Vendémiaire, 2015.
Ish-Shalom, Piki. « The Civilization of Clashes »: Misapplying the Democratic Peace in the Middle East ». Political Science Quarterly, 122.4 (2008): 533 – 554.
Lebovic, J. H. „Uniting for Peace?: Democracies and United Nations Peace Operations After the Cold War ». Journal of Conflict Resolution, 48.6 (2004): 910 – 936.
Mansfield, Edward D.; Snyder, Jack. « Democratization and the Danger of War ». International Security, 20.1 (1995): 5 – 38.